Corona und Darmflora – schwerere Verläufe durch Bakterienmangel
Darmbeschwerden sind ein häufiges Symptom einer Coronainfektion. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt Zusammenhänge zwischen einer Störung der Darmflora und schweren bzw. langen Verläufen einer Corona-Infektion auf.
Bei Corona-Patienten können Magen-Darm-Beschwerden das einzige Anzeichen der Erkrankung sein, wie eine aktuelle Studie zeigt. Kanadische Wissenschaftler analysierten 36 Studien und stellten fest, dass 18 % der Erkrankten unter Magen-Darm-Beschwerden wie Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen litten. Bei 16 % der Corona-Patienten, also etwa jedem 6., stellten Magen-Darm-Beschwerden die einzigen Symptome dar. Es ist inzwischen bekannt, dass das Virus nicht nur die Atemwege befällt, sondern auch andere Organe in Mitleidenschaft zieht. Besonders häufig sind der Darm und die Darmzellen betroffen.
Veränderungen der Darmflora bei schweren Corona Verläufen
Es ist schon länger bekannt, dass eine zu starke, eine überschießende Reaktion des Abwehrsystems auf das Coronavirus den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflusst. Wenn das Immunsystem zu stark gegen den Erreger vorgeht, dann treten stärkere Nebenwirkungen und häufiger Komplikationen auf. Die Darmflora spielt bei der Regulierung des Immunsystems eine wichtige Rolle. Rund 70 Prozent der Immunzellen befinden sich im Verdauungstrakt. Eine gesunde Darmflora bringt das Immunsystem in Balance, verhindert also zu starke Abwehrreaktionen, wirkt sich aber auch gleichzeitig positiv auf zu schwache Abwehrkräfte aus.
Wissenschaftler der Chinesischen Universität Hongkong konnten jetzt Zusammenhänge herstellen zwischen Veränderungen des Mikrobioms (Dysbiose) und dem Schweregrad und dem Verlauf der Infektion. Dazu analysierten sie Stuhlproben von 87 infizierten Patienten, die in eine Klinik aufgenommen werden mussten sowie von 13 Personen, die sich gerade von der Corona-Infektion erholten. Verglichen wurden diese mit 78 Stuhlproben, die man bereits vor der Corona-Pandemie von Gesunden gewonnen hatte. Die Auswertung ergab deutliche Unterschiede zwischen den Patienten und der Kontrollgruppe.
Mangel an Bifidobakterien und F. prausnitzii
In der Studie waren schwere Krankheitsverläufe regelmäßig mit einem Mangel an bestimmten Bakterien verbunden. Vor allem Faecalbacterium prausnitzii und Bifidobacterium bifidum kamen nur in geringer Zahl vor. Auch nach Abklingen der Infektion waren diese Bakterien noch in zu geringer Zahl vorhanden. Gleichzeitig bestand auch ein Zusammenhang zwischen der Störungen der Darmflora und der Höhe unterschiedlicher Entzündungsparametern und der Höhe der Leberwerte auf.
Die Autoren nehmen an, dass die Dysbiose für die schweren und auch lange Verläufe verantwortlich sein könnten, da es dadurch zu einer Fehlregulation des Immunsystems kommen kann. Das sind zwar derzeit noch Spekulationen, die sicher noch weiter untersucht werden müssen. Da aber auch andere Studien Zusammenhänge zwischen dem Darmmikrobiom bzw. der Einnahme von Probiotika und dem Verlauf, der Häufigkeit und Schwere von Infektionskrankheiten belegen konnten, handelt es sich hier sicher um einen interessanten Ansatz, der weiterverfolgt werden sollte.
Fehlende Darmbakterien ersetzen
Obwohl noch viele Fragen offen sind, so ist die Bedeutung einer intakten Darmflora für die Gesamtgesundheit inzwischen gut belegt. F. prausnitzii und Bifidobakterien sind wichtige Mitglieder eines gesunden Mikrobioms. Präbiotische Ballaststoffe und probiotische Bakterien können bei einer Dysbiose hilfreich sein. Durch verschiedene Maßnahmen lassen sich fehlende Bakterien gezielt fördern.
Quellen Corona und Darmflora
Yun Kit Yeoh et al; Gut microbiota composition reflects disease severity and dysfunctional immune responses in patients with CORONA; Gut BMJ Journals (2021); http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2020-323020
Lui, K., Wilson, M.P. & Low, G. Abdominal imaging findings in patients with SARS-CoV-2 infection: a scoping review. Abdom Radiol (2020) https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00261-020-02739-5