Aktuelles Darmgesundheit

Neurodermitis und Allergien über den Darm lindern

Der Darm und die Darmflora spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und auch Behandlung von Allergien und Neurodermitis
Probiotika sind Mikroorganismen, die eine gesunde Darmflora und das darmassoziierte Immunsystem fördern und die man als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen kann.

Offensichtlich sind bestimmte probiotische Bakterien in der Lage, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass bisher bekämpfte Nahrungsmittel, Blütenstaub und Tierhaare plötzlich toleriert werden. Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Neurodermitis waren die Therapien mit verschiedenen Milchsäurestämmen (Lactobacillus rhamnosus, Lactobazillus plantarum) oder Bifidobakterien (Bifidobacterium lactis) erfolgreich. Bei Nahrungsmittelallergien oder Heuschnupfen können andere Bakterien hilfreich sein. In Studien wurden u.a. mit L. casei, L. rhamnosus, L. gasseri Erfolge erzielt.

Weitere Tabellen, welche Keime bei welchen Erkrankungen hilfreich sind, finden Sie auch in dem aktuellen Buch „Schön mit Darm“, Südwest Verlag.

Meistens wurden die Probiotika mindestens drei Monate lang verabreicht. Dadurch ließ sich nicht nur eine Besserung des Juckreizes, der Ausdehnung der Hautentzündung und der Hauttrockenheit erzielen, sondern man konnte auch einen Rückgang von Entzündungsbotenstoffen und allergietypischen Abwehrstoffen im Blut feststellen.

Probiotische Ballaststoffe

Auch präbiotische Ballaststoffe, die für ein gutes Klima im Darm sorgen und den günstigen Keimen als Futter dienen, scheinen zu helfen. Bei Kinder mit Neurodermitis, die insgesamt zwölf Wochen lang täglich ein bis zwei Gramm Präbiotika-Pulver erhielten, zeigte sich schon nach sechs Wochen eine deutliche Verbesserung des Hautzustandes. Bei den Kindern, die nur ein wirkungsloses Scheinmedikament bekamen, blieben lindernde Effekte auf Juckreiz und Ekzeme aus.

Die besten Effekte lassen sich jedoch erzielen, wenn man nicht nur einen einzelnen Bakterienstamm einnimmt, sondern im Idealfall eine Kombination aus mehreren Keimstämmen ergänzt mit präbiotischen Ballaststoffen – das lässt sich aus der Zusammenfassung der Ergebnisse von 25 Studien mit mehr als 1500 Allergikern schließen. Ein solches Produkt wird als Synbiotikum bezeichnet.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Behandlung sollte mindestens acht bis 12 Wochen dauern (länger ist besser), mehrere unterschiedliche Bakterienstämme enthalten und probiotische Keime sollten zusammen mit präbiotischen Ballaststoffen zusammen eingenommen werden. Wichtig ist auch, die „richtigen“ Bakterienstämme zu wählen. Einige Bakterien gelten als „Histaminbildner“, d.h. sie können den Spiegel des allergieauslösenden Botenstoffs Histamin sogar noch erhöhen. Dazu zählen u.a. verschiedene E. coli. Stämme, Lactobacillus delbrueckii, Lactobacillus bulgaricus und Lactobacillus reuteri.

Quellen:

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