Darmflora reguliert Hormone
Hormone sind wichtige Botenstoffe, die unseren Körper mit Energie versorgen, uns aktiv oder schläfrig machen, die Figur formen, Muskeln aufbauen und die Haut straffen. Ob Schilddrüsenhormone, Östrogen, Testosteron oder Cortisol – die Darmflora sorgt dafür, dass die wichtigsten Botenstoffe in unserem Körper gut ausbalanciert sind. Sie wirkt lindernd auf überaktive Schilddrüsen ein, bremst die Stresshormonproduktion, reguliert Enzyme, die Hormone freisetzen oder abbauen.
Milchsäurebakterien wichtig für ausgeglichenen Hormonspiegel
So sind Milchsäurebakterien, vor allem Lactobacillus acidophilus und Bifidokeime, dafür verantwortlich, wie viele freie und somit nutzbare Geschlechtshormone unserem Körper zur Verfügung stehen. Durch die Blockade von Enzymen im Darm sorgen sie bei Frauen für ein gesundes Verhältnis zwischen Östrogenen und Progesteron und können dadurch hormonelle Schwankungen und Dysbalancen ausgleichen. Auch für Männer gibt es eine gute Nachricht: Zumindest in Tierversuchen war der Keim Lactobacillus reuteri in der Lage, die hormonelle Alterung zu bremsen. Erhielten die Mäuse Bakterien, blieb ihr Testosteronspiegel auch im Alter auf dem hohen Niveau junger Tiere.
Stress durch probiotische Bakterien bremsen
Die Freisetzung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol wird über die so genannte Darm-Hirn-Achse, einer Verbindung zwischen dem Verdauungstrakt und den grauen Zellen, gebremst oder gefördert. Das Mikrobiom spielt dabei eine wichtige Rolle. So zeigen Tiere, die ohne eine Darmflora aufwachsen ausgeprägte Störungen im Bereich der Darm-Hirn-Achse. Die Stresshormonspiegel waren bei ihnen erhöht, sowohl in Ruhe als auch unter Stressbelastung. Nach der Übertragung eines gesunden Mikrobioms normalisierten sich die Werte rasch.
In einer anderen Untersuchung nahmen Freiwillige einen Monat lang ein probiotisches Präparat mit Bifidobakterien und Milchsäurebakterien ein oder erhielten ein Plazebo. Die Teilnehmer, die gesunde Bakterien zugeführt bekamen, fühlten sich nicht nur subjektiv wohler, waren weniger ängstlich und gestresst. Auch ihre Stresshormonspiegel sank messbar ab und im Hirnscan ließen sich positive Auswirkungen auf die Gehirnaktivität, sowie eine bessere Distanzierung von Stressoren nachweisen
Wir konnten in einer Studie nachweisen, dass sich mit einem Synbiotikum der Stresshormonspiegel signifikant senken ließ.
Schilddrüse braucht Milchsäurebakterien
Auch die Schilddrüse wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn die Darmflora nicht auf Zack ist. 2014 stellten chinesische Wissenschaftler fest, dass Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion deutlich weniger Milchsäure- und Bifidobakterien, dafür aber mehr Enterokokken im Darm haben, als gesunde Kontrollpersonen. Unter anderem sind Darmkeime dafür verantwortlich, einen Teil der inaktiven Schilddrüsenhormone in eine aktive Form zu überführen. Fehlen die guten Bakterien im Darm, fehlen der Schilddrüse die Hormone.
Bei allen Störungen des Hormonsystems empfiehlt es sich deshalb, auch mal einen Blick auf die Darmkeime zu werfen (beispielsweise durch eine Darmfloraanalyse und bei einer Störung, die Darmflora in das Therapiekonzept miteinzubeziehen.
Quellen
Clarke et al. (2013) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22688187
Kink et al. (2016) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26505128
Lach et al. (2018) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29134359
Messaoudi et al. (2011) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20974015