Aktuelles Darmgesundheit

So beeinflusst die Darmflora die Entstehung von Fettleber und Lebererkrankungen

Schon lange ist bekannt, dass übermäßiger Alkoholkonsum die Leber schädigen kann. Doch auch bei völliger Abstinenz können Übergewicht, Bewegungsmangel und eine ungesunde, fett- und kohlenhydratreiche Ernährung, vor allem die Aufnahme großer Mengen Fruktose, die Entstehung einer Fettleber begünstigen. Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung, kurz NAFLD, ist derzeit die Hauptursache für chronische Lebererkrankungen in Industrieländern.

Inzwischen konnte man in zahlreichen Studien zusätzlich noch eine Verbindung zwischen Darmbakterien und der Entwicklung dieser „nicht alkoholbedingten Leberverfettung“ nachweisen. In Studien entwickelten Tiere durch Übertragung bestimmter Darmbakterien eine Fettleber. Auch bei Patienten mit einer Lebererkrankung ließen sich typische Veränderung der Bakterienzusammensetzung im Darm nachweisen.

„Löchriger Darm“ begünstigt Fettleber

In den meisten Fällen ist die gesunde Zusammensetzung des Mikrobioms gestört. Dieser Zustand wird als „Dysbiose“ bezeichnet. Gleichzeitig besteht oft eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, ein so genanntes „leaky gut Syndrom“ („löchriger Darm“).

Durch diese „löchrige“ Darmbarriere können Bakterientoxine (Lipopolysaccharide (LPS)) in den Körper gelangen und dort eine chronische Entzündungen hervorrufen. Wie stark die Durchlässigkeit der Darmbarriere für das Bakteriengift LPS ist, lässt sich mit einer Analyse des Zonulinwertes in einer Stuhlprobe überprüfen.

Fäulnisbakterien überlasten die Leber

Daneben spielen auch „Fäulnisbakterien“ bei der Entstehung der nicht-alkoholischen Leberverfettung eine Rolle. Sie verwerten vor allem Eiweiß und vermehren sich durch eine eiweißreiche und ballaststoffarme Ernährung. Bei der Eiweißverwertung bilden die Bakterien Ammoniak und andere schädliche Stoffwechselprodukte. Die Leber ist bekanntermaßen zuständig für den Abbau giftiger Stoffe, auch das von Fäulnisbakterien produzierte Ammoniak zählt dazu. Befinden sich zu viele Fäulnisbakterien im Darm, dann ist die Leber auf Dauer mit der „Entgiftung“ überfordert und nimmt selbst Schaden. Deshalb können auch Menschen, die nie einen Tropfen Alkohol anrühren, durch die „falschen“ Bakterien Leberschäden bekommen.

Bei der nicht-alkoholischen Leberverfettung findet man in der Mikrobiomanalyse zu viele Fäulnis- und LPS-Keime wie Escherichia coli, Citrobacter, Enterobacter, Klebsiella, Pseudomonas, Sutterella, Providencia, Serratia. Außerdem sind oft Bacteroidetes und Ruminococcus erhöht und es besteht ein Mangel an Bakterien aus der Gruppe der Prevotella.

Probiotische Bakterien und präbiotische Ballaststoffe können bei Fettleber sinnvoll sein

Bestimmte probiotische Bakterien und präbiotische Ballaststoffe scheinen die Leber bei ihrer Arbeit zu unterstützen und der Fettleber entgegenzuwirken. Sowohl im Tierversuch als auch bei Patienten ließ sich dadurch die Leberfunktion verbessern.

Spanische Wissenschaftler stellten in einer Tierstudie fest, dass die probiotischen Bakterienstämme wie Lactobacillus paracasei, Bifidobacterium breve und Lactobacillus rhamnosus die Fetteinlagerungen in der Leber deutlich reduzieren konnten. Eine chinesische Studie konnte die Lebergesundheit von Patienten messbar verbessern durch Lactobacillus plantarum, Lactobacillus delbrueckii, Lactobacillus acidophilus, Lactobacillus rhamnosus and Bifidobacterium bifidum. Prinzipiell schient eine ausgewogene und hochdosierte Mischung von Milchsäurebakterien sich günstig auf die Funktion der Leber auszuwirken. Achtung: Bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), die gelegentlich mit Lebererkrankungen zusammen auftritt, sollten keine Probiotika eingenommen werden.

Quellen

Safari Z, Gérard P. (2019) The links between the gut microbiome and non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD). Cell Mol Life Sci. 76(8):1541-1558. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30683985/

Nagashimada M, Honda M.(2021) Effect of Microbiome on Non-Alcoholic Fatty Liver Disease and the Role of Probiotics, Prebiotics, and Biogenics. Int J Mol Sci. 22(15):8008. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8348401/