Aktuelles Darmgesundheit

Lactoseintoleranz – Darmflora macht Milch wieder verträglich

Mehr als 12 Millionen Deutsche leiden unter einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit). Die Laktoseintoleranz ist keine Allergie, aber genauso lästig, und auch ihre Symptome sind ähnlich. Den Betroffenen fehlt das Enzym Laktase, weshalb sie den in der Milch enthaltenen Milchzucker, die Laktose, nicht verarbeiten können. Der Zucker gelangt daher unverdaut in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien vergoren. Laktoseintolerante bezahlen den Genuss von Milch deshalb häufig mit Blähungen und Durchfall.

Eine Krankheit ist diese Unfähigkeit, Milchzucker aufzuspalten, eigentlich nicht. Im Gegenteil, die Fähigkeit, Laktose zu verdauen, haben erwachsene Menschen vermutlich erst in den letzten 8000 Jahren erworben, seit Milch mit dem Beginn der Viehhaltung in einigen Teilen der Welt zu einem beständig verfügbaren Nahrungsmittel wurde. Während in Europa nur eine Minderheit von etwa 15 Prozent der Erwachsenen Milchzucker nicht verdauen kann, ist die Laktoseintoleranz bei etwa 75 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung der Normalfall.

Verträglicher vor dem Verfallsdatum

Die richtigen Darmbakterien können helfen, trotz Lactoseintoleranz Milchprodukte besser zu vertragen. Manche Leidgeplagte merken, dass Milch zwar problematisch ist, sie aber zum Beispiel Joghurt gut vertragen, denn die Milchsäurebakterien in den fermentierten, gesäuerten Milchprodukten haben schon ganze Arbeit geleistet und den Milchzucker zum größten Teil abgebaut. Je näher übrigens das Haltbarkeitsende rückt, desto besser kommen auch Laktoseintolerante mit den vergorenen Milchprodukten klar, denn dann ist noch weniger Milchzucker enthalten als im frischen Produkt. Ob Sie Joghurt vertragen oder er Ihnen, wie vielen anderen Betroffenen, ebenfalls Probleme bereitet, müssen Sie einfach mal ausprobieren.

Milchsäurebakterien gegen Lactoseintoleranz

Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Joghurt-Keime auch die Darmbeschwerden nach Milchgenuss lindern können. Erhielten Personen mit nachgewiesener Milchzuckerunverträglichkeit vier Wochen lang die Keimstämme Lactobacillus casei und Bifidobacterium breve, dann besserten sich ihre Symptome. Bei einer erneuten Laktosegabe hatten sie deutlich weniger Blähungen, Durchfälle und Bauchschmerzen, und die Werte des Atemtests, mit dem man die Unverträglichkeit nachweisen kann, lagen viel niedriger. Ein erneuter Test nach drei Monaten zeigte, dass die Wirkung anhielt, obwohl die Betreffenden keine weiteren Probiotika eingenommen hatten.

Quellen

Fassio F, Facioni MS, Guagnini F et al (2018) Lactose Maldigestion, Malabsorption, and Intolerance: A Comprehensive Review with a Focus on Current Management and Future Perspectives. Nutrients 10: 1599
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30388735