Aktuelles Darmgesundheit

Rosacea – die Ursache liegt im Darm

Die Rosacea ist eine der häufigsten Hauterkrankungen bei Erwachsenen. Zahlreiche aktuelle Studien zeigen, dass Störungen des Darms und der Darmflora bei der Rosazea eine Rolle spielen. Um die Rosacea zu heilen, sollte man deshalb im Verdauungstrakt ansetzen.

Triggerfaktoren erkennen

Ein „niedliches“ Erröten vor Aufregung, frische rote Wangen, wenn man aus der Kälte in geheizte Räume kommt – die Rosacea fängt meistens harmlos an. Doch irgendwann geht die gesunde Gesichtsfarbe gar nicht mehr weg, sondern dehnt sich aus. Erweiterte Äderchen treten in Erscheinung, und schließlich kommen Pusteln dazu, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Aknepickeln haben. Wie die Akne zählt auch die Rosacea zu den Erkrankungen der Talgdrüsen. Schätzungen zufolge leiden zwischen 2 und 5 Prozent darunter, und damit ist die auch „Rosenfinne“ genannte Hauterkrankung sogar häufiger als die viel bekanntere Schuppenflechte. Wichtig ist es, die eigenen sogenannten Provokations- oder Triggerfaktoren zu kennen, denn diese lösen einen Schub aus oder führen zu einer Verschlechterung der Hauterkrankung. Bei einer Befragung wurden Stress und Sonnenlicht am häufigsten genannt. Aber auch Alkohol, Wärme bzw. der Wechsel zwischen kalt und warm, heiße Getränke oder scharfe Speisen bringen die Haut zum Erblühen. Betroffene sollten deshalb alles meiden, was das Gesicht stark erhitzt, reizt oder die Durchblutung anregt. Vorsicht ist deshalb auch beim Saunagang geboten.

Ursachen der Rosacea liegen im Dunkeln

Obwohl die Rosacea zu den häufigsten Hauterkrankungen zählt, sind ihre Ursachen bis zum heutigen Tag nicht völlig geklärt. Einige Untersuchungen deuten auf eine Regulationsstörung im Gefäß-, Lymph- und Nervensystem hin, die zu einer stärkeren Durchblutung und Temperaturerhöhung im Gesichtsbereich führt. Andere Wissenschaftler stellen auch hormonelle oder genetische Faktoren zur Diskussion. Für all diese Vermutungen wurden bislang aber keine eindeutigen Beweise gefunden. Doch immer mehr Studien zeigen, dass Rosaceapatienten auffallend häufig auch unter Magenbeschwerden, Darmerkrankungen oder einer Störung der Darmflora leiden.

Darmbeschwerden bei Rosazea häufig

Eine dänische Studie mit 50.000 Personen zeigte deutlich, dass von Rosacea Betroffene sehr viel häufiger unter Erkrankungen des Verdauungstraktes leiden, als Gesunde. Reizdarm, chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Zöliakie, eine Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms (SIBO-Syndrom) wurde auffallend häufig bei den Hautpatienten nachgewiesen.

SIBO im Darm, Pusteln auf der Haut

Unser Dünndarm ist – anders als der Dickdarm – normalerweise ein eher spärlich mit Bakterien besiedelter Bereich. Machen sich hier zu viele Keime breit, kann das zu vielfältigen Symptomen führen – von Reizdarm über Nährstoffmangel und Depressionen bis hin zu Hauterkrankungen wie der Rosacea. Untersuchungen konnten zeigen, dass Rosacea-Patienten zehnmal häufiger unter einer bakteriellen Überwucherung ihres Dünndarms (auch SIBO = Small Intestinal Bowel Overgrowth) leiden als Gesunde. Interessanterweise geben Betroffene häufig Alkohol als Triggerfaktor für eine Verschlechterung der Hautsymptome an, wobei oft schon mäßiger Konsum zu einer Verschlechterung der Haut führt. US-amerikanische Wissenschaftler fanden nun heraus, dass bereits ein moderater Alkoholgenuss die Dünndarmüberwucherung begünstigen kann. Ein weiterer Faktor ist eine gestörte Darmflora, die eine Fehlbesiedelung des Dünndarms fördert.

Dünndarmfehlbesiedelung nachweisen und behandeln

Am einfachsten lässt sich die Fehlbesiedelung des Dünndarms mit einem Atemtest nachweisen. Befinden sich viele Bakterien im Dünndarm, dann vergären diese bestimmte Zuckerverbindungen oder Nahrungsbestandteile. Die dabei entstehenden Gase wie Methan oder Wasserstoff lassen sich in der Atemluft messen. Fragen Sie bei einem Gastroenterlogen oder Internisten, ob er diese Tests durchführt.

Auch wenn ich normalerweise zum Wohl der gesunden Darmbakterien vor Antibiotika warne, sollte man sich als Rosacea-Patient bzw. als behandelnder Arzt doch mit diesem Thema beschäftigen. Liegt ein SIBO-Syndrom vor, lässt sich mit einer sehr niedrigen Dosierung des Antibiotikums Doxycyclin häufig eine Besserung erreichen. Allerdings flammt die Erkrankung nach dem Absetzen meistens wieder auf. Dauerhafte Besserungen ließen sich in Studien hingegen mit dem Antibiotikum Rifaximin erzielen. Dieses Antibiotikum wirkt nur im Darm, gelangt aber nicht in den Körper, da es nicht resorbiert, das heißt, ins Körperinnere aufgenommen werden kann.

Nach der Antibiotika-Kur sollte die Darmflora wieder aufgebaut werden. Der Keim Lactobacillus casei sollte auf jeden Fall in der Mixtur enthalten sein, denn von ihm weiß man, dass er die Besiedelung des Dünndarms mit den falschen Keimen wirkungsvoll verhindern kann. Probiotische Keime können auch therapieunterstützend mit den Antibiotika oder mit einer äußerlichen Behandlung der Haut kombiniert werden. In einer in Italien durchgeführten Studie besserte sich die Haut der Patienten deutlich schneller, wenn sie ihre Medikamente mit Probiotika kombinierten.

Magenkeim lässt die Haut blühen

Auch eine Infektion des Magens mit dem Bakterium „Helicobacter pylori“ findet sich häufig. Oft macht sich eine solche Infektion gar nicht bemerkbar, manchmal leiden Betroffene aber auch verstärkt unter Magenschmerzen, einem „empfindlichen Magen“ oder einer chronischen Magenschleimhautentzündung. Wird der Magenkeim nicht beseitigt, verschlechtert sich der Hautzustand immer weiter.

Helicobacter pylori nachweisen und behandeln

Die Diagnose einer „Helicobacter pylori Infektion“ kann mit Hilfe einer Blutentnahme (Antikörper), eines Atemtests oder einer Entnahme von Gewebeproben aus dem Magen erfolgen. Eine einfache und sichere Methode ist dabei der Atemtest. Dazu sind zwei Messungen der Atemluft notwendig und es muss eine Testsubstanz getrunken werden. Wenn Helicobacter im Magen vorhanden sind, lässt sich das in der Ausatemluft nachweisen. Der Test dauert ca. 10 Minuten und wird von Internisten und Gastroenterologen durchgeführt.

Auch hier sollten bei einem positiven Ergebnisse entsprechende Antibiotika eingenommen werden und anschließend mit Hilfe passender Synbiotika die Darmflora wieder aufgebaut werden.

Quellen

Egeberg A, Weinstock LB, Thyssen EP, Gislason GH, Thyssen JP (2017) Rosacea and gastrointestinal disorders: a population-based cohort study. Br J Dermatol. 176(1):100–106
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27501017

Weiss E, Katta R (2017) Diet and rosacea: the role of dietary change in the management of rosacea. Dermatol Pract Concept. 7(4): 31–37. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5718124/