Die falschen Bakterien machen Ex-Raucher dick
Sagen sich Raucher von ihrem Laster los, hat das auch Einfluss auf das Leben im Darm. Viele Raucher kennen das leidige Thema: Lässt man den Glimmstengel weg, bekommt man ein paar Kilo dazu. Oft erklärt man sich das Phänomen durch „Kompensationsessen“ – statt zur Zigarette greift man einfach häufiger zu Schokokeksen und Gummibärchen. Doch das ist nicht immer der Fall. Tatsächlich nehmen rund 80 Prozent der Exraucher im Laufe der nächsten Monate durchschnittlich vier bis fünf Kilo zu – selbst, wenn sie die Kalorienzufuhr beibehalten oder sogar etwas reduzieren.
Eine (Teil)-Ursache liegt auch hier wieder im Darm. Bekommt der Körper kein Nikotin mehr, steigt die Anzahl der Firmicuten und Actinobacterien im Dickdarm fast auf das Doppelte, Bacteroides und Proteobakterien werden verdrängt. Und was das bedeutet, wissen Sie: Je mehr Firmicuten, desto besser erfolgt die „Resteverwertung“ im Dickdarm – zu diesem Ergebnis kam der Wissenschaftler Gerhard Rogler vom Universitätsspital Zürich. Neun Wochen lang sammelten seine Mitarbeiter Stuhlproben von Personen, die gerade mit dem Rauchen aufgehört hatten. In dieser Zeit kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora. Parallel dazu nahmen die ehemaligen Raucher im Durchschnitt 2,2 Kilo zu, obwohl sich ihr Trink- und Essverhalten nur unwesentlich änderte. Durch die neue Bakterienflora wird der Darm auf „Gewichtszunahme“ programmiert. Wer plant, mit dem Rauchen aufzuhören, sollte parallel dazu seine Darmbakterien pflegen. Nur dann hat man gute Chancen, Glimmstängel und Pfunde gleichermaßen loszuwerden.
Biedermann L, Zeitz J, Mwinyi J, Sutter-Minder E, Rehman A, et al. (2013) Smoking Cessation Induces Profound Changes in the Composition of the Intestinal Microbiota in Humans. PLoS ONE 8(3): e59260