Anti-Aging – Wie uns die Darmflora jung erhält
Mit den Jahren altert das Darmmikrobiom und das lässt sich messen: Die Darmflora verliert ihre Vielfalt. Vor allem Stämme mit gesundheitsförderlichen Wirkungen gehen verloren und alterungsbeschleunigende Entzündungskeime machen sich breit. Anti-Aging Maßnahmen sollten deshalb auch die Darmflora berücksichtigen.
„Altes“ Mikrobiom fördert Entzündungen
Wer bei Anti-Aging nur auf Kosmetik setzt, lässt einen wichtigen Aspekt außer Acht. Denn wenn unser Mikrobiom in die Jahre kommt, fehlen uns zahlreiche Stoffwechselprodukte, die das Altern verzögern können. Menschen mit einem „alten“ Mikrobiom mangelt es oft an Milchsäurebakterien (Lactobacillus) und Bifidobakterien. Gleichzeitig breiten sich Keime aus, die Entzündungen fördern. Inzwischen gilt es als sicher, dass selbst die leichten Entzündungen im gesamten Organismus viel Schaden anrichten und Alterungsvorgänge beschleunigen können. Man bringt sie in Verbindung mit Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder geistigem Abbau. Auch die Haut wird dadurch schneller faltig. Wissenschaftler haben für dieses Phänomen das Kunstwort „Inflammaging“ konstruiert. Es besteht aus den englischen Begriffen für Entzündung – „inflammation“ – und Alterung – »aging«. Zu den Keimen, die Entzündungen fördern können, zählen unter anderem Proteobakterien, E. coli, Citrobacter, Enterobacter, Klebsiella und Pseudomas-Keime. Diese Keime können mit einem Darmgesundheits-Status-Test überprüft werden.
Bifidobakterien und Akkermansia halten jung
Doch wer fit alt wird, verdankt das zu einem gewissen Teil auch einem jung gebliebenen Mikrobiom. Hochbetagte Menschen um die 100 Jahre haben ein deutlich vielfältigeres Mikrobiom, als wesentlich jüngere, aber gebrechlichere Senioren. Typisch für die „Anti-Aging“ Darmflora der 100-Jährigen waren auffallend viele Bifidobakterien und Keime der Gruppe Akkermansia muciniphilia. Akkermansia muciniphilia ist ein wichtiges Anti-Aging Bakterium, da es die Darmschleimhaut schützt und die Darmbarriere stärkt. Ist es in ausreichender Zahl vorhanden, sinkt das Risiko für Übergewicht und Zuckerkrankheit und Entzündungen gehen zurück. Diese Keime können mit einem Darmschleimhautschutz-Test getestet werden.
Mit dem Lebensstil die Darmflora verjüngen
Mit den Jahren ändert sich unsere Lebensweise und auch dadurch kann unser Mikrobiom Schaden nehmen. Wir bewegen uns weniger, ernähren und ballaststoffärmer und müssen Medikamente einnehmen wie Antibiotika, Protonenpumpenhemmer oder Abführmittel, die alle die Darmflora in Mitleidenschaft ziehen. Die Arzneimittel lassen sich meistens nicht kurzfristig absetzen, aber über Ernährung und Bewegung lässt sich einiges bewirken.
Mediterrane Kost erhöht die Keimvielfalt
Studien zeigen, dass eine mediterrane Ernährung im Vergleich zur ballaststoffarmen mitteleuropäischen Durchschnittskost, der altersbedingten Abnahme der Bakterienvielfalt im Darm entgegenwirken und die Zahl der Bifidobakterien anheben kann. Neben Gemüse, Obst und Getreide darf es auch ab und zu ein Gläschen Rotwein sein. Auch das wirkt sich günstig auf die Zusammensetzung der Darmflora aus.
Polyphenole reduzieren schädliche Bakterien
Polyphenole sind natürliche Pflanzenstoffe, die für Geruch, Geschmack oder Farbe von Obst und Gemüse verantwortlich sind. Aus dem Anti-Aging Bereich sind sie nicht mehr wegzudenken. Doch sie steuern auch die Darmflora in eine gute Richtung. Man findet sie vor allem in dunklen Obst- und Gemüsesorten wie Grünkohl, Blaubeeren, dunklen Trauebn, aber auch in dunkler Schokolade, grünem Tee und Rotwein. Polyphenole können zum Beispiel das Wachstum schädlicher Clostridien unterdrücken und gleichzeitig die Entwicklung von Bifidobakterien, Lactobazillen oder Akkermansia muciniphilia fördern.
Hier haben wir noch mal zusammengefasst, wie sich die Darmflora mit bestimmten Nahrungsbestandteilen, vor allem Polyphenolen, gezielt steuern lässt: Polyphenole und ihre Auswirkung auf die Darmflora
Bifidobakterien und Akkermansia gezielt unterstützen
Das junge Mikrobiom ist – neben anderen Befunden – vor allem durch eine hohe Zahl an Bifidobakterien und dem Schleimhautschützer Akkermansia gekennzeichnet. Deren Zahl lässt sich gezielt mit Hilfe bestimmter Nahrungsmittel erhöhen.
Bifidobakterien werden in ihrem Wachstum gefördert durch: Grünen Tee, Extrakte aus Grapefruit-Kernen, Vollkornprodukte, Kaffee, Isoflavone (= Phytoöstrogene z.B. aus Soja oder Leinsamen), Kakao, dunkle Schokolade, Blaubeeren, Rotwein (1 Glas tgl), Apfelsaft, Inulin, Akazienfasern
Akkermansia muciniphilia werden in ihrem Wachstum gefördert durch: Cranberrys, Cranberrysaft, dunkler Traubensaft, Trauben, Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Leinöl, Rapsöl), resistente Stärke
Beide Baktereinstämme kann man aber auch direkt bzw. indirekt fördern mit synbiotischen Präparaten unterstützen, die sowohl Bifidobakterien als auch resistente Stärke enthalten.
Literatur
Santoro A, Ostan R, Candela M et al. (2018): Gut microbiota changes in the extreme decades of human life. A focus on centenarians. In: Cellular and molecular life sciences : CMLS 75 (1): 129–148. https://europepmc.org/abstract/med/29032502
Ticinesi A, Tana C, Nouvenne A et al. (2018) Gut microbiota, cognitive frailty and dementia in older individuals. A systematic review. In: Clinical interventions in aging 13:1497– 1511. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30214170 Vemuri R, Gundamaraju R, Shastri M et al. (2018): Gut Microbial Changes, Interactions, and Their Implications on Human Lifecycle. An Ageing Perspective. BioMed research international 2018:1-13 https://www.hindawi.com/journals/bmri/2018/4178607/