Das ist eine Frage, die sehr oft gestellt wird, die sich aber leider nicht pauschal beantworten lässt. Prinzipiell kann man sagen: Wer gesund ist, weder psychische noch körperliche Beeinträchtigungen hat und auch keine Probleme von Seiten des Verdauungstraktes muss eigentlich keine Mikrobiomanalyse durchführen lassen. Da aber inzwischen für fast jede chronische Erkrankung ein Zusammenhang mit einer Störung des Mikrobioms wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, kann eine entsprechende Analyse bei lange bestehenden Beschwerden durchaus sinnvoll sein.
Denn eine Dysbiose, die über längere Zeit unbemerkt bleibt, kann zum Ausgangspunkt zahlreicher Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen werden. Eine Mikrobiomanalyse kann also bei unklaren Beschwerden durchaus zusätzliche und manchmal entscheidende Informationen liefern.
Ein Mikrobiomtest ist auch immer dann ratsam, wenn chronische Erkrankungen und Darmbeschwerden gleichzeitig bestehen. Dann kann es sein, dass die Beschwerden tatsächlich, zumindest teilweise, etwas mit einem gestörten Darmmikrobiom zu tun haben könnten. Manchmal liefert das Ergebnis eines Mikrobiomtests hier neue Ansatzpunkte für weitergehende Behandlungsmöglichkeiten
Aber eine Mikrobiomanalyse kann auch bei gesunden Menschen mit einer familiären Vorbelastung für zum Beispiel Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Depressionen, Zuckerkrankheit u.a. beitragen, den Risikoanteil, der von einer gestörten Darmflora ausgeht, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dadurch ist eine gezielte Prävention möglich.
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Ja und Nein. Jede Laboruntersuchung, jedes EKG und jedes Röntgenbild ist eine Momentaufnahme. Lasse ich beim Arzt Blut abnehmen und das Ergebnis zeigt einen niedrigen Blutzuckerspiegel, dann sieht der Wert 10 Minuten später schon ganz anders aus, wenn ich ein großes Glas Saft oder einen Löffel Traubenzucker esse. Ist das Blutbild am Morgen noch unauffällig, ich ziehe mir am Nachmittag aber einen schweren Infekt zu, dann können zahlreiche Werte zwei, drei Tage später völlig anders aussehen.
Damit möchte ich zeigen, dass der Mensch im Prinzip ein sich ständig änderndes System darstellt, das sich sehr schnell an andere Bedingungen anpassen muss und kann. Es ist also in unserem Organismus nichts in Stein gemeißelt. Das trifft natürlich auch auf die Darmflora zu. Doch das Mikrobiom ist dabei viel beständiger als die meisten Blutwerte. Wenn wir unsere Ernährung nicht grundlegend ändern und keine Antibiotika nehmen müssen oder uns einen Magen-Darm-Infekt zuziehen, dann ist die Zusammensetzung der Bakterien langfristig sogar auffallend stabil und konstant.
Das ist eigentlich ziemlich einfach: Sie müssen nur eine kleine Stuhlprobe zur Untersuchung in ein mikrobiologisches Labor schicken. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten.
Aus der Stuhlprobe lassen sich mit modernen Methoden viele Informationen über die Mitbewohner im Darm gewinnen. Anschließend weiß man, welche Keime im eigenen Darm leben und wie deren prozentuale Verteilung ist. Der Labormediziner kann dann sowohl Aussagen über die Bakterienvielfalt machen als auch eine Dysbiose, also eine Störung des Mikrobioms, feststellen und genaue Angaben zu den einzelnen Bakterienstämmen liefern.
Im Labor werden vor allem zwei gängige Untersuchungsmethoden angewendet, um Informationen über die Darmflora zu bekommen. Die eine ist die klassische „Darmfloraanalyse“. Hier werden Bakterien auf Nährböden im Labor angezüchtet. Allerdings ist eine Petrischale nur für sehr wenige Mikroorganismen ein geeigneter Lebensraum. Viele wichtige Bakterien, die unerlässlich für unsere Gesundheit sind und die man kennen sollte, lassen sich mit einer klassischen Darmfloraanalyse nicht erfassen, denn sie sterben bei Kontakt mit Sauerstoff ab oder wachsen unter Laborbedingungen gar nicht. Mehr als 90% unseres Mikrobioms bleiben bei dieser Untersuchung unbekannt. Diese Methode der Stuhluntersuchung gilt mehr und mehr als veraltet, da zu wenig aussagekräftig.
Erst seit etwa 15 Jahren besteht jedoch die Möglichkeit, das Mikrobiom mit all seinen Bewohnern zu analysieren. Bei dieser Untersuchung müssen die Bakterien nicht außerhalb des Körpers wachsen, sondern deren Erbsubstanz wird mit Hilfe modernster Technik analysiert (16s-Sequenzierung). Diese Untersuchung liefert recht exakte Informationen und kann dadurch im Prinzip jeden Keim erfassen. Eine Mikrobiomanalyse sagt uns, welche wichtigen Bakterienstämme ausreichend vorhanden sind, welche möglicherweise fehlen oder ob schädlichen Mikroorganismen in zu hoher Zahl vorhanden sind. Die wichtige Vielfalt des Mikrobioms lässt sich mit dieser Methode ebenso bestimmen, wie die Balance der einzelnen Stämme, das Verhältnis der Bakterien zueinander sowie der individueller „Enterotyp“. Anhand dieser Infos kann man dann in vielen Fällen gezielt aktiv werden und ganz konkret einzelne Mitbewohner stärken, andere, unerwünschte Keime über Maßnahmen wie z. B. einer Ernährungsumstellung zurückdrängen.
Erst eine neue Technik, die sich „New Generation Sequencing (NGS)“ nennt, ermöglicht es, einen Großteil der mehr als 1000 verschiedenen Bakterien, die theoretisch in unserem Darm leben könnten, nachzuweisen. Für diese moderne Untersuchungstechnik müssen die Mikroorganismen in der Stuhlprobe das Labor nicht lebend erreichen und sie müssen nicht mühsam auf einem Nährboden angezüchtet werden. Ähnlich wie ein Polizist, der über DNA-Spuren am Tatort in vielen Fällen den Täter eindeutig zuordnen kann, sucht auch der Labormediziner nach genetischen Spuren der Bakterien in der Stuhlprobe. Für die Analyse werden bakterielle Gene bestimmt. Im bakteriellen Erbgut gibt es Abschnitte, die für jedes Bakterium typisch sind. Darüber lassen sich die einzelnen Mikroorganismen identifizieren.
Mikrobiomanalysen sind fast immer so genannte „Selbstzahlerleistungen“, das heißt, die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Untersuchung leider nicht. Für kleine Analysen pathogener Keime wie Salmonellen oder Yersinien werden die Kosten zwar meistens übernommen, vor allem Verdacht auf eine Darminfektion besteht. Die Ergebnisse lassen aber keine Rückschlüsse auf den Zustand des gesamten Mikrobioms zu. Auch viele private Kassen erstatten die Kosten nicht. Das gilt sowohl für Mikrobiomanalysen, die man als Patient selbst in ein mikrobiologisches Labor schickt, als auch für die, die über einen Arzt eingesandt werden.
Allaband C, McDonald D, Vázquez-Baeza Y, et al. (2029) Microbiome 101: Studying, Analyzing, and Interpreting Gut Microbiome Data for Clinicians. Clin Gastroenterol Hepatol. 17(2):218-230. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6391518/
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