Aktuelles Darmgesundheit

Mikrobiomanalyse: Was bedeutet der pH-Wert?

Der pH-Wert des Stuhl sagt sehr viel aus über den Zustand des Mikrobioms und unser Ernährungsverhalten. Hier erfahren Sie, was Sie tun können, wenn Ihr Stuhl-pH-Wert zu hoch oder zu niedrig ist. Als pH-Wert bezeichnet man einen Wert, mit dem man Säuren und Laugen einteilt und auch nach ihrer Stärke beurteilen kann. Die Skala reicht von 0 bis 14. Ein Wert von 7 ist dabei neutral, also weder sauer noch basisch (alkalisch). Alles was größer ist als sieben ist basisch. Alle Werte unter 7 gelten als sauer. 0 entspricht einer sehr starken Säure, 14 einer sehr starken Lauge oder auch Base.

Der pH-Wert im Dickdarm sollte leicht saure sein, denn dann fühlen sich die Darmbakterien am wohlsten. Der pH-Wert, der in Ihrer Stuhlprobe gemessen wird, entspricht dem im Dickdarm und lässt sich deshalb sehr gut mit einem Darmtest bestimmen. Ein gesunder Stuhl-pH-Wert liegt bei 5,5 bis 6,5. Bei unserer üblichen mitteleuropäischen Ernährung steigt der pH-Wert aber oft auf Werte zwischen 6 und 7 oder auch darüber an.

Ein leicht saurer Dickdarm-pH ist aber nicht nur wichtig für eine gesunde Darmflora. Er verhindert auch, dass fremde, potenziell krankmachende Bakterien sich stärker im Darm vermehren können. Dadurch unterdrückt ein saurer pH-Wert auch mikrobielle Fäulnisprozesse, die häufig zu Blähungen und anderen Darmbeschwerden führen.

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Mikrobiomanalyse

Kurzkettige Fettsäuren machen den Darm sauer

Eine gesunde Darmflora reguliert durch ihre Stoffwechselaktivität den pH-Wert selbst. Doch sie ist darauf angewiesen, dass wir das Richtige essen und sie dadurch bei ihrer Arbeit unterstützen. Wenn wir uns ausgewogen ernähren, sind präbiotische Ballaststoffe die Hauptnahrungsquelle für das Mikrobiom. Präbiotische Ballaststoffe (Präbiotika)  sind pflanzliche Faserstoffe, die unser Magen-Darm-Trakt selbst nicht verdauen kann. Aber wichtige Vertreter unserer Darmflora können das. Sie gewinnen daraus Energie und produzieren kurzkettige Fettsäuren, vor allem Propionat und Butyrat. Diese Fettsäuren haben viele wichtige Funktionen für unsere Gesundheit. Eine davon ist die Ansäuerung des Dickdarmes und das Absenken des pH-Wertes.

Säuerungsbakterien sorgen für einen niedrigen pH Wert

Im Darm haben wir zudem eine Gruppe von Bakterien, deren Namen schon vermuten lässt, was sie leisten. Es handelt sich um die so genannten „Säuerungsbakterien“ oder die „Säuerungsflora“. Deren Job ist es, den pH-Wert des Darmes sauer machen und dadurch die Ausbreitung unerwünschter Keime zu verhindern und das Wachstum gesunder Bakterien fördern. Zu den Säuerungsbakterien zählen vor allem Lactobazillen, Bifidobakterien und Enterococcus-Arten. Ist der Stuhl pH-Wert zu hoch und sind diese Keime in zu geringer Zahl vorhanden, kann man recht leicht etwas dagegen tun. Die meisten Säuerungsbakterien lassen sich sehr einfach mit probiotischen Präparaten zuführen. Meistens sinkt der erhöhte Stuhl-pH-Wert ab, wenn die Säuerungsflora wieder stabilisiert wurde und in Ruhe ihre Arbeit tun kann. Da die Säuerungsflora normalerweise die Ansiedelung von Hefepilzen oder Fäulniskeime verhindert, können sich bei einem Mangel an Lactobazillen, Bifidobakterien oder Enterokokken unerwünschte Mikroorganismen ausbreiten.

Was bedeutet es, wenn der Stuhl-pH-Wert zu hoch ist?

Folgende Ursachen können für einen zu hohen pH-Wert verantwortlich sein:

  • Möglicherweise essen Sie nicht genügend präbiotische Ballaststoffe oder nehmen mehr Fette oder Proteine zu sich, als Sie verwerten können. Dann werden von der Darmflora zu wenig kurzkettige Fettsäuren bzw. zu viele basische Fäulnisprodukte im Dickdarm produziert und der pH-Wert steigt an.
  • Liegt eine Störung der Eiweiß- oder Fettverdauung vor, wandern diese Nährstoffe unverdaut weiter in den Dickdarm. Auch dann sorgt deren Überangebot für vermehrte „Fäulnisprozesse“, wodurch der pH-Wert höher wird.
  • Bei einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut) werden Eiweiße freigesetzt, die ebenfalls zu vermehrter mikrobieller Fäulnis führen. Dabei entstehen vermehrt alkalische Stoffwechselprodukte und der Dickdarm-pH-Wert steigt an.
  • Neigen Sie zu Verstopfung? Viele Vertreter der gesunden Darmflora „stehen nicht gerne im Stau“. Verschiedene Fäulniskeime lieben das dagegen. Eine geringere Stoffwechselaktivität der gesunden Mikrobiota auf der einen, eine vermehrte der Fäulniskeime auf der anderen führt dann letztlich auch zu einem erhöhten pH-Wert.

Welche Folgen kann ein zu hoher Wert haben?

Je höher der Dickdarm-pH ist, desto unwohler fühlen sich die meisten Vertreter der gesunden Darmflora. Das Resultat ist daher häufig ein Rückgang dieser Keime. Obenauf sind dagegen viele Fäulnisbakterien, denen der Dickdarm-pH gar nicht hoch genug sein kann. Das Resultat ist dann einerseits eine verminderte Produktion der wichtigen kurzkettigen Fettsäuren, was nicht nur zu Lasten der Energieversorgung der Dickdarmschleimhaut geht. Auch die Darmbeweglichkeit leidet. Oft resultiert aus dem Fettsäuremangel eine Verstopfung, die ja wiederum das Problem fördert – ein kleiner Teufelskreislauf. Die Vermehrung von Fäulniskeimen kann dann auch zu Blähungen und anderen Bauchbeschwerden führen.

Was kann ich machen, um einen zu hohen pH-Wert zu senken?

Um die Darmflora langfristig gesund zu erhalten, sollte der Stuhl pH-Wert im sauren Bereich liegen. Sie können einiges tun, um einen erhöhten pH-Wert zu senken

  • Ergänzen Sie säurebildende Bakterien wie Milchsäurebakterien oder Bifidobakterien. Diese können über vergorene Milchprodukte (Kefir, Joghurt, Buttermilch, Käse) und Sauerkraut (nicht erhitzt) zugeführt werden. Bei einem zu hohen pH-Wert ist auch die Einnahme probiotischer Bakterien sinnvoll.
  • Ernähren Sie sich ballaststoffreich. Täglich fünf Portionen Obst und Gemüse, zusätzlich Vollkornbrot und Nüsse halten die Darmbakterien auf Trab. Ein Teil der Ballaststoffe sollte aus speziellen Präbiotika bestehen. Diese können von den Darmbakterien besonders gut verwertet werden und führen dazu, dass die Keime vermehrt saure Stoffwechselprodukte und kurzkettige Fettsäuren bilden. Besonders gut für die Bildung der wichtigen Fettsäure „Butyrat“ ist „resistente Stärke“. Die findet man in grünen, unreifen Bananen, abgekühlten Kartoffeln, Reis oder Nudeln

Ist es auch problematisch, wenn der Stuhl-pH-Wert zu niedrig, also zu sauer ist?

Eine leichte Abweichung ist meistens unproblematisch, stärkere Abweichungen können auf verschiedene Probleme mit der Verdauung hindeuten.

Folgende Ursachen können für einen zu niedrigen pH-Wert verantwortlich sein:

  • Wenn Sie sich überdurchschnittlich ballaststoffreich ernähren (z. B. bei vegetarischer oder veganer Ernährung), kann es durchaus sein, dass der Stuhl-pH niedriger ist als der Durchschnitt. Das ist auch gut so, denn das gesunde Darmmikrobiom liebt ein saures Milieu und kommt auch mit etwas niedrigeren pH-Werten prima klar.
  • Auch bei einer Kohlenhydratintoleranz können sehr niedrige Stuhl-pH-Werte auftreten. Die häufigsten Formen sind die Lactose-(Milchzucker-)Intoleranz sowie die Fructose-(Fruchtzucker-)-Malabsorption. Daran ist insbesondere zu denken, wenn Sie nach Milchprodukten bzw. gesüßten Speisen und bestimmten Obstsorten (z. B. Birne, Weintrauben) Blähungen und eventuell Durchfälle bekommen. Besteht ein solcher Verdacht, sollten Sie das vom Arzt abklären lassen.
  • Wenn Sie immer wieder Durchfälle haben, ist bei einem niedrigen Stuhl-pH auch an ein sogenanntes Gallensäure-Verlustsyndrom zu denken. Dabei gehen dem Darm über den Stuhl Gallensäuren verloren, die er eigentlich am Ende des Dünndarmes wieder rückgewinnen sollte. Diese säuern dann den Stuhl sehr stark an und ziehen zudem Flüssigkeit in den Darm, was die Durchfälle auslösen kann. Bei einem entsprechenden Verdacht sollten Sie das vom Arzt abklären lassen.