Darmtests zeigen: Süßstoffe verändern die Bakterienflora und verschlechtern den Zuckerstoffwechsel
Wer abnehmen will, greift gerne zu Süßstoffen. Die Versprechungen sind auch zu verlockend: Süße Limos trinken, ohne dem Körper eine einzige Kalorie zuzuführen oder ohne schlechtes Gewissen einen süßen Ersatz für die Zuckerstückchen im Kaffee verwenden. Doch Vorsicht: Ihren Darmbakterien und Ihrer Figur zuliebe sollten Sie einen großen Bogen um künstliche Süßstoffe machen.
Viele Süßstoffe werden nicht im Darm resorbiert – deshalb tragen sie auch nichts zur Kalorienbilanz bei. Das hört sich in den Ohren aller, die abnehmen wollen, recht gut an. Doch im Verdauungstrakt bewirken sie grundlegende Veränderungen: Die Zahl der Keime, die Kohlenhydrate abbauen, steigt unter Süßstoff stark an. Dadurch passiert etwas, das Figurbewusste gar nicht schätzen: Dem Körper werden plötzlich mehr (!) Zuckermoleküle aus der Nahrung zugeführt, obwohl der Süßstoff selber gar nicht in den Körper gelangt. Es mag paradox klingen, aber statt der gewünschten Gewichtsabnahme scheint der kalorien- und zuckerfreie Süßstoff Übergewicht und Zuckerkrankheit zu fördern – bei Menschen und bei Tieren. Und das meistens nicht in Megadosen, sondern mit ganz üblichen „Verzehrsmengen“.
Forscher wollten es genau wissen: Zuerst durften Mäuse elf Wochen lang Trinkwasser, das mit den Süßstoffen Saccharin (E 954), Sucralose (E 955) oder Aspartam (E 951) angereichert war, genießen. Eine vierte Gruppe erhielt „Zuckerwasser“, eine fünfte reines Wasser ohne Zusätze. Nach dieser Zeit hatten die zuvor gesunden Nager, die Wasser mit Süßstoff erhielten, eine Vorstufe der Zuckerkrankheit (gestörte Glukosetoleranz) entwickelt.
Da man von Mäusen nicht immer auf Menschen schließen kann, mussten nun auch Untersuchungen beim Menschen her. Forscher schauten sich Gewicht und Zuckerstoffwechsel von 381 Personen an, die nicht unter Diabetes litten und auch sonst gesund waren. Das erschreckende Ergebnis: Die Teilnehmer, die angaben, regelmäßig Süßstoffe zu verzehren, brachten mehr Gewicht auf die Waage und wiesen häufiger Marker auf, die auf eine beginnende Zuckerkrankheit hinweisen. Auch in der Zusammensetzung der Darmbakterien unterschieden sich die Süßstoffliebhaber deutlich von den Zuckerverwendern.
Der letzte Schritt im Süßstoffdrama war dann ein Experiment mit sieben gesunden Teilnehmern, die normalerweise keine künstlichen Süßstoffe verwenden. Nachdem diese eine Woche Kaffee und Nachspeise mit Saccharin gesüßt hatten, verschlechterte sich bei vier von sieben Personen der Zuckerstoffwechsel messbar – auf Dauer würden diese Befunde zu einer Zuckerkrankheit führen. Bei diesen vier Personen war auch die Darmflora deutlich verändert. Übertrug man nun diese Keime auf Mäuse, entwickelten sie die gleichen Störungen.
Möglicherweise ist die veränderte Mikrobenzusammensetzung auch der Grund, warum Süßstoffe Depressionen fördern. Der amerikanische Neurologe Dr. Honglei Chen hat mehr als eine Viertelmillion Menschen zehn Jahre lang beobachtet und festgestellt, dass Studienteilnehmer, die statt mit Zucker gesüßte Softdrinks Light- oder Diätgetränke mit Süßstoff zu sich nahmen, häufiger Depressionen bekamen. Bei täglich vier Gläsern lag das Risiko um 30 Prozent höher.
Wer hingegen seinen Kaffee ungesüßt trinkt, ist klar im Vorteil: Der tägliche Genuss ungesüßten Kaffees senkte die Depressionsgefahr deutlich. Kaffee schwarz und bitter zu trinken, scheint sogar glücklich zu machen.
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